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Wilhelm Hauffs
sämtliche Werke in sechs Bänden

Mit einer biographischen Einleitung
von Alfred Weile

Neu durchgesehene Ausgabe

:: :: in neuester Rechtschreibung :: ::

Zweiter Band.

A. Weichert, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei
Berlin NO.43 Neue Königstr. 9


Novellen.

Zweiter Teil.

Phantasien im Bremer Ratskeller.


Inhaltsverzeichnis.

Seite
Das Bild des Kaisers5
Die letzten Ritter von Marienburg88
Die Sängerin145
Phantasien im Bremer Ratskeller190

[5]

Das Bild des Kaisers.

1.

In dem Kabriolett des Eilwagens, der zweimal in derWoche von Frankfurt nach Stuttgart geht, reisten vor einigenJahren an einem der schönsten Tage des Septembers zwei jungeMänner. Der eine von ihnen war erst eine Station hinterDarmstadt eingestiegen und hatte dem früheren Passagier schonbeim ersten Anblick durch sein schmuckes Aeußere und den freundlichenGruß, womit er sich neben ihn setzte, die Furcht, der Zufallmöchte ihm eine unangenehme Nachbarschaft geben, völligbenommen. Der Fortgang der Reise bewies, daß er nicht unrichtiggeurteilt hatte, wenn er seinen Reisegefährten für einenwohlerzogenen, anständigen Mann hielt. Was er sprach, war,wenn nicht gerade heiter, doch offen und verständig; nicht seltensogar überraschten den Reisenden leicht hingeworfene Aeußerungen,Gedanken seines Nachbars, die von feiner Bildung, gesellschaftlicherErfahrung und einer Belesenheit zeugten, die erdenn doch hinter dem etwas groben Jagdrock und der unscheinbarenLedermütze nicht gesucht hätte. Ueberhaupt deuchte esdiesem Reisenden, er müsse, je weiter er im Süden vordrang,desto öfter und nicht ohne Beschämung dem Lande und den BewohnernVorurteile abbitten, die man in der Ferne vom Hörensagen,besonders in einem Alter von vierundzwanzig Jahren,so leicht annimmt.

Wie anders war ihm dieses Land im Brandenburgischengeschildert worden! Manche Reisende hatten zwar diese Bergstraße,dieses Neckartal gelobt, doch erschien dann ihre Beschreibungmatt und klein gegen die Wunder der Schweiz, zuwelcher sie auf dieser Straße geeilt waren. Ueber die Bewohnerwar aber in seiner Heimat nur eine Stimme. Hier, baldhinter Darmstadt, fangen die Schwaben an, erzählte man demjungen Reisenden in Berlin, mit einem mitleidigen Blick aufdie Karte, mit einem noch mitleidigeren auf ihn, der diese Länderbesuchen wolle. Da geht alles gesellschaftliche Leben, alle Bildung...

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