Transcriber's Note: This book was transcribed from the edition byVerlag von Otto Hendel, Halle a. d. Saale, 1900.Text that was s p a c e d - o u t in the originalhas been changed to use italics.
Deutsch von H. Hellwag
Die meisten der hier erzählten Abenteuer haben sichtatsächlich zugetragen. Das eine oder das andere habeich selbst erlebt, die anderen meine Schulkameraden. HuckFinn ist nach dem Leben gezeichnet, nicht weniger TomSawyer, doch entspricht dieser nicht einer bestimmten Persönlichkeit,sondern wurde mit charakteristischen Zügenmehrerer meiner Altersgenossen ausgestattet und darfdaher jenem gegenüber als einigermaßen kompliziertespsychologisches Problem gelten.
Ich muß hier bemerken, daß zur Zeit meiner Erzählung— vor dreißig bis vierzig Jahren — unter denUnmündigen und Unwissenden des Westens noch dieseltsamsten, unwahrscheinlichsten Vorurteile und Aberglaubenherrschten.
Obwohl dies Buch vor allem zur Unterhaltung derkleinen Welt geschrieben wurde, so darf ich doch wohlhoffen, daß es auch von Erwachsenen nicht ganz unbeachtetgelassen werde, habe ich doch darin versucht, ihnenauf angenehme Weise zu zeigen, was sie einst selbst waren,wie sie fühlten, dachten, sprachen, und welcher Art ihrEhrgeiz und ihre Unternehmungen waren.
Tom!“
Keine Antwort.
„Tom!“
Alles still.
„Soll mich doch wundern, wo der Bengel wiedersteckt! Tom!“
Die alte Dame schob ihre Brille hinunter und schautedarüber hinweg; dann schob sie sie auf die Stirn undschaute darunter weg. Selten oder nie schaute sie nacheinem so kleinen Ding, wie ein Knabe ist, durch dieGläser dieser ihrer Staatsbrille, die der Stolz ihresHerzens war und mehr stilvoll als brauchbar; sie würdedurch ein paar Herdringe ebensoviel gesehen haben. Unruhighielt sie einen Augenblick Umschau und sagte, nichtgerade erzürnt, aber doch immer laut genug, um im ganzenZimmer gehört zu werden: „Ich werde strenges Gerichthalten müssen, wenn ich dich erwische, ich werde —“
Hier brach sie ab, denn sie hatte sich inzwischenniedergebeugt und stocherte mit dem Besen unter dem Bettherum, und dann mußte sie wieder Atem holen, um ihremÄrger Ausdruck zu verleihen. Sie hatte nichts als dieKatze aufgestöbert.
„So ein Junge ist mir noch gar nicht vorgekommen!“
Sie ging zur offenen Tür, blieb stehen und spähte zwischenden Weinranken und dem blühenden Unkraut, welchezusammen den „Garten“ ausmachten, hindurch. Kein Tom.So erhob sie denn ihre Stimme und rief in alle Eckenhinein: „Tom, Tom!“ Hinter ihr wurde ein schwachesGeräusch hörbar und sie wandte sich noch eben rechtzeitigum, um einen kleinen Burschen zu erwischen und an derFlucht zu hindern. „Also, da steckst du? An die Speisekammerhabe ich freilich nicht gedacht! Was hast du dennda wieder gemacht, he?“
„Nichts.“
„Nichts! Schau deine Hände an und deinen Mund.Was ist das?“
„Bei Gott, ich weiß es nicht, Tante!“
„Aber ich weiß es, ‘s ist Marmelade. Wie oft habeich dir gesagt, wenn du über die Marmelade gingest, würdeich dich bläuen. Gib mir den Stock her!“
Der Stock zitterte in ihren Händen. Die Gefahr wardringend.
„Holla, Tante, sieh dich mal schnell um!“
Die alte Dame fuhr herum und brachte ihre Röckein Sicherheit, während der Bursche, den Augenblick wahrnehmend,auf den hohen Bretterzaun kletterte und jenseitsverschwand. Tante Polly stand sprachlos, dann begannsie gutmütig zu lächeln. „Der Kuckuck hole denJungen! Werde ich denn d