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Friedrich Nietzsche

Jenseits von Gut und Böse

Inhalt

    Vorrede
    1. Hauptstück: Von den Vorurtheilen der Philosophen.
    2. Hauptstück: Der freie Geist.
    3. Hauptstück: Das religiöse Wesen.
    4. Hauptstück: Sprüche und Zwischenspiele.
    5. Hauptstück: Zur Naturgeschichte der Moral.
    6. Hauptstück: Wir Gelehrten.
    7. Hauptstück: Unsere Tugenden.
    8. Hauptstück: Völker und Vaterländer.
    9. Hauptstück: Was ist vornehm?
    Aus hohen Bergen. Nachgesang.

Jenseits von Gut und Böse

Vorspiel einer Philosophie der Zukunft.

Vorrede.

Vorausgesetzt, dass die Wahrheit ein Weib ist -, wie? ist der Verdachtnicht gegründet, dass alle Philosophen, sofern sie Dogmatiker waren,sich schlecht auf Weiber verstanden? dass der schauerliche Ernst,die linkische Zudringlichkeit, mit der sie bisher auf die Wahrheitzuzugehen pflegten, ungeschickte und unschickliche Mittel waren, umgerade ein Frauenzimmer für sich einzunehmen? Gewiss ist, dass siesich nicht hat einnehmen lassen: - und jede Art Dogmatik steht heutemit betrübter und muthloser Haltung da. Wenn sie überhaupt noch steht!Denn es giebt Spötter, welche behaupten, sie sei gefallen, alleDogmatik liege zu Boden, mehr noch, alle Dogmatik liege in den letztenZügen. Ernstlich geredet, es giebt gute Gründe zu der Hoffnung, dassalles Dogmatisiren in der Philosophie, so feierlich, so end- undletztgültig es sich auch gebärdet hat, doch nur eine edle Kindereiund Anfängerei gewesen sein möge; und die Zeit ist vielleicht sehrnahe, wo man wieder und wieder begreifen wird, was eigentlichschon ausgereicht hat, um den Grundstein zu solchen erhabenen undunbedingten Philosophen-Bauwerken abzugeben, welche die Dogmatikerbisher aufbauten, - irgend ein Volks-Aberglaube aus unvordenklicherZeit (wie der Seelen-Aberglaube, der als Subjekt- und Ich-Aberglaubeauch heute noch nicht aufgehört hat, Unfug zu stiften), irgend einWortspiel vielleicht, eine Verführung von Seiten der Grammatikher oder eine verwegene Verallgemeinerung von sehr engen, sehrpersönlichen, sehr menschlich-allzumenschlichen Thatsachen. DiePhilosophie der Dogmatiker war hoffentlich nur ein Versprechen überJahrtausende hinweg: wie es in noch früherer Zeit die Astrologie war,für deren Dienst vielleicht mehr Arbeit, Geld, Scharfsinn, Geduldaufgewendet worden ist, als bisher für irgend eine wirklicheWissenschaft: - man verdankt ihr und ihren "überirdischen" Ansprüchenin Asien und Agypten den grossen Stil der Baukunst. Es scheint, dassalle grossen Dinge, um der Menschheit sich mit ewigen Forderungen indas Herz einzuschreiben, erst als ungeheure und furchteinflössendeFratzen über die Erde hinwandeln müssen: eine solche Fratze war diedogmatische Philosophie, zum Beispiel die Vedanta-Lehre in Asien, derPlatonismus in Europa. Seien wir nicht undankbar gegen sie, so gewisses auch zugestanden werden muss, dass der schlimmste, langwierigsteund gefährlichste aller Irrthümer bisher ein Dogmatiker-Irrthumgewesen ist, nämlich Plato's Erfindung vom reinen Geiste und vom Gutenan sich. Aber nunmehr, wo er überwunden ist, wo Europa von diesemAlpdrucke aufathmet und zum Mindesten eines gesunderen - Schlafsgeniessen darf, sind wir, deren Aufgabe das Wachsein selbst ist,die Erben von all der Kraft, welche der Kampf gegen diesen Irrthumgrossgezüchtet hat. Es hiess allerdings die Wahrheit auf den Kopf

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