MÜNCHEN BEI GEORG MÜLLER
Einzige vom Verfasser autorisierteÜbersetzung aus demRussischen von Edgar Mesching
Aimé Leboeufs Abenteuer /Aus den Briefen der Claire Valmont /Florus und der Räuber /Der Schatten der Phyllis /Tante Sonjas Chaiselongue /Flügel
Zweite Auflage
Copyright by Georg Müller München
1911
Diese
bescheidene
Arbeit überreicht
Gabriele Mesching
der Übersetzer
Berlin / am
31./18. Aug.
1911
Madame de Tombel pflegte Mittwochs ihrPurgativ zu nehmen, an solchen Tagen verliesssie erst abends das Haus, ich war deshalbsehr erstaunt, als ich um zwei Uhr nachmittagsan ihrem Hause vorüberging, sie nicht nur imGarten lustwandeln, sondern auch schon inToilette zu sehen.
Sie antwortete nicht auf meinen ehrerbietigenGruss, was ich dem Gespräch mit demGärtner zuschrieb, in dessen Begleitung sie dengeraden Gartenweg auf- und abging, wobei siesich bald zu diesem, bald zu jenem StraucheHerbstrosen neigte. Aber sowohl an den verwundertenBlicken des alten Sulpice, als aucham erregten roten Gesicht der Dame sah man,dass die Erklärungen des Gärtners ebenso zerstreutund nachlässig angehört wurden. Obgleichich mit einem Stück Spitzen zu den jungenLargillac gesandt worden war, veranlasstemich das Unerhörte, das vor meinen Augen vorsich ging, meinen Gruss mit erhobener Stimmezu wiederholen. Auf mein lautes:
„Guten Tag, teure Madame de Tombel!“wandte die Angerufene mir ihr volles, vongrauen Locken umrahmtes Gesicht zu, das jetztgerötet war, und antwortete, als bemerke siemich erst eben:
„Ach, Sie sind es, Aimé? Guten Tag, gutenTag,“ und als sie sah, dass ich nicht weiterging,fügte sie hinzu: „Was haben Sie denn da in derHand, Proben?“
„Nein, gnädige Frau, das haben die jungenLargillac für Mademoiselle Clémentine gekauftund gebeten es hinzuschicken.“
Es interessierte sie den Einkauf zu sehen undsie sagte etwas träumerisch vor sich hin:
„Wahrscheinlich wird die Zahl Ihrer Kundinnensich bald um eine vergrössern, eine Verwandtekommt zu mir.“
„Wir sind erfreut sie willkommen zu heissen,“antwortete ich mit einer Verbeugung.„Belieben Sie das Fräulein von weit her zu erwarten?“
„Aus Paris; aber es ist noch nicht bestimmt,so dass Sie, bitte, nichts ausplaudern, Aimé,weder Papa Mathi