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INAUGURAL-DISSERTATION
ZUR
ERLANGUNG DER DOKTORWÜRDE
GENEHMIGT
VON DER PHILOSOPHISCHEN FAKULTÄT
DER
FRIEDRICH-WILHELMS-UNIVERSITÄT ZU BERLIN
VON
ROBERT MUSIL
AUS KLAGENFURT (KÄRNTEN).
Tag der Promotion: 14. März 1908.
Professor Dr. Paul Stumpf,
Professor Dr. Alois Riehl.
Dissertationenverlag Carl Arnold, Berlin-Wilmersdorf,
Hohenzollerndamm 3.
Preussische Strasse 8.
E. d. A. | Die Geschichte und die Wurzel des Satzes der Erhaltung der Arbeit (Prag 1872). |
W. L. | Die Prinzipien der Wärmelehre. 2. Aufl. Leipzig 1900. |
P. V. | Populärwissenschaftliche Vorlesungen. 3. Aufl. Leipzig 1903. |
A. d. E. | Die Analyse der Empfindungen und das Verhältnis des Physischen zum Psychischen. 4. Aufl. Jena 1903. |
M. | Die Mechanik in ihrer Entwicklung. 5. Aufl. Leipzig 1904. |
E. u. J. | Erkenntnis und Irrtum. |
Das Wort des Naturforschers wiegt schwer, wo immer heuteerkenntnistheoretische oder metaphysische Fragen von einer exaktenPhilosophie geprüft werden. Die Zeiten sind vorbei, wo das Bild der Weltin Urzeugung dem Haupte des Philosophen entsprang. Die Philosophie suchtheute ihr Verhältnis zu der in so weitem Bereiche aufgedecktenGesetzlichkeit der Natur, ihre Stellungnahme zu dem alten Suchen nacheiner richtigen Fassung des Substanzbegriffes und des Begriffs derKausalität, zu den Beziehungen zwischen Psychischem und Physischem usw.mit Berücksichtigung aller Mittel und Ergebnisse der exakten Forschungneu zu gestalten.
Man kann daraus ermessen, was es bedeutet, wenn nun gerade einNaturforscher mit der Behauptung auftritt, daß in diesem Streben nachphilosophischer Orientierung – (wenigstens in der Gestalt, die esmeistens annimmt) – trotz seines Anschlusses an die Naturwissenschaftfast ebenso viele Verkehrtheiten wie philosophische Fragestellungenliegen, und dies ungefähr durch folgende Thesen erhärtet, die eine Wandzwischen der Naturwissenschaft aufzurichten streben, welche diePhilosophen meist ihren Untersuchungen zugrunde legen, und derNaturwissenschaft, die wirklich existiert.
1. Alle Naturwissenschaft beschreibt bloß das Geschehene, statt es zuerklären. Zumal sind Naturgesetze [Seite 6] nichts weiter alstabellarische Beschreibungen der Tatsachen bezw. mathematische Symbole,die solchen Tabellen äquivalent sind