Knut Hamsun / Segen der Erde
Knut Hamsun
Roman
Deutsche Buch-Gemeinschaft | ||||
G. | m. | b. | H. | |
Berlin |
Berechtigte Übersetzung von
Pauline Klaiber-Gottschau
Revidiert von
J. Sandmeier
Copyright 1918 by Albert Langen, Munich
Printed in Germany
Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung,Dramatisierung, Verfilmung und Radiosendung,vorbehalten
Knut Hamsun Albert Langen
Der lange, lange Pfad über das Moor in denWald hinein — wer hat ihn ausgetreten? DerMann, der Mensch, der erste, der hier war. Fürihn war noch kein Pfad vorhanden. Später folgte danndas eine oder andere Tier der schwachen Spur überSümpfe und Moore und machte sie deutlicher, und wiederspäter schnupperte allmählich der oder jener Lappeden Pfad auf und benützte ihn, wenn er von Berg zuBerg wanderte, um nach seinen Renntieren zu sehen. Soentstand der Weg durch die weite Allmende, die niemandgehörte, durch das herrenlose Land.
Der Mann kommt in nördlicher Richtung gegangen.Er trägt einen Sack, den Sack, der Mundvorrat undeiniges Handwerkszeug enthält. Der Mann ist stark undderb, er hat einen rostigen Bart und kleine Narben imGesicht und an den Händen — diese Wundenzeichen, hater sie sich bei der Arbeit oder im Kampf geholt? Erkommt vielleicht aus dem Gefängnis und will sich verbergen,vielleicht ist er ein Philosoph und sucht Frieden,jedenfalls aber kommt er dahergewandert, ein Menschmitten in dieser ungeheuren Einsamkeit. Er geht und geht,still ist es ringsum, kein Vogel, kein Tier ist zu hören,bisweilen redet er ein paar Worte mit sich selbst. Ach ja,Herrgott im Himmel! sagt er. Wenn er auf seiner Wanderungan Moore und wirtliche Stellen oder offene[S. 8]freie Plätze im Walde kommt, legt er seinen Sack ab,geht umher und untersucht die Bodenverhältnisse; nacheiner Weile kehrt er zurück, nimmt seinen Sack wiederauf den Rücken und wandert weiter. Dies währt denganzen Tag, er sieht an der Sonne, welche Zeit es ist,es wird Nacht, und er wirft sich ins Heidekraut undschläft auf seinem Arm.
Nach einigen Stunden geht er wieder weiter. Ach ja,Herrgott im Himmel! geht wieder geradeaus nach Norden,sieht an der Sonne die Tageszeit, hält Mittagsrastmit einem Stück Hartbrot und Ziegenkäse, trinkt Wasseraus einem Bach dazu und setzt seinen Weg fort. Auchdiesen ganzen Tag wandert er unu