Emma und Bertha
oder
die Zwillingsschwestern.


Eine unterhaltende Erzählung
für die Jugend.


Mit 4 illum. Kupfern.

Nürnberg,
bei Bauer und Raspe
1834.

Einleitung.

Frau v. Falkensee, die Gattin eines, durch vieleim Krieg erhaltenen Wunden, dienstuntauglichenMajors, war schon Mutter eines Knabens;und nach 4 Jahren lagen 2 Zwillingstöchterchenin der Wiege, deren Aehnlichkeit selbst oft denmütterlichen Scharfblick täuschte, so daß JeneEmma für Bertha, und Bertha für Emma hielt,besonders wenn beide im süßen Schlummer lagen;denn, sobald sie die Augen aufschlugen, sozeichnete Emma der sanfte, Bertha der lebhafteBlick; Erstere eine gewiße Ruhe und Stille,diese ein unverkennbares Feuer in den Bewegungendes kleinen Körperchens aus. Auchdie Stimme der Kinder war verschieden; Berthaschrie kräftig, wenn ihr Etwas mangelte;in Emma's Tönen lag dann eine klagendeWehmuth.

Diese Kennzeichen waren nun wohl derMutter und den Hausgenossen durch immerwährendesZusammenseyn mit den Kleinen an ihnenbemerkbar; Fremde aber mußten sie verwechseln,dies war nicht anders möglich. Selbstmit zunehmenden Jahren verminderte sich derSchwestern äussere Aehnlichkeit nicht, sondernsie blieben sich in Gesicht und Haar, in Wuchsund Größe vollkommen gleich und auch der Anzugwurde für Beide stets überein gewählt, wieman dies bei Zwillingsgeschwistern gewöhnlichzu thun pflegt. – Jedoch sehr verschieden warihr inneres Wesen. Emma sanft, verständig,mild und fleißig, äusserte mitunter einen furchtsamen,empfindlichen und verschlossenen Charakter,Bertha war flatterhaft, leichtsinnig und vorwitzig,aufbrausend und ausgelassen, dabei offenund ehrlich und äusserst gutmüthig. Ob siegleich Emma innig liebte, so hielt sie sich dochauch nicht ungerne zu ihrem muntern Brüderchenund zu dessen Gespielen, wenn er welche bei sichhatte. Es bedurfte dann nicht viel Bittens vonseiner Seite, so half sie seine kleine Compagnievollzählig machen, nahm eine Flinte auf die Schulter, oder den hölzernen Säbel in die Hand,und marschirte mit den Knaben in die Wettenach dem Takt der Trommel, auf welcher einTambour an der Spitze der kriegerischen Schaarwirbelte. Wenn Fränzchen alleine war, so ersezteBertha ihm die Freude, ließ sich gutwilligals Pferdchen gebrauchen, oder stellte denKutscher vor, wie es eben Jenem beliebte, eseinzurichten. Bei Emma hingegen kostete esmehr, sie zu einem ähnlichen Spiel zu bewegen;und nur wenn Franz ihr mit wehmüthigerStimme und Geberde versicherte, daß sieihm durch einen Abschlag seines Gesuchs rechtwehe thun und seine ganze Freude verderbenwürde, entschloß sie sich, gemeinschaftliche Sachemit ihm und Bertha zu machen. Die Geschwister,ihre Neigung kennend, theilten ihr dann immereine stillere Rolle zu, und suchten ihr auf alleWeise ihre Gefälligkeit durch Nachgiebigkeit zuvergelten. Am liebsten spielte Emma alleinemit ihren Puppen und Küchengeschirr, und konntesich damit Tage lang vergnügt beschäftigen.Bertha dagegen mochte nicht lange still sitzen,und hatte immer muthwillige Streiche im Kopf, die sie nicht selten ausführte, und SchwesterEmma in fatale Verlegenheiten brachte, oderauch ein Lob einärndete, das dieser gebührte,indem beide gar häufig mit einander verwechseltwurden.

Wie nun dieser Irrthum bei kleinern undgrößern Bege

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