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Phot. Hugo Erfurth, Dresden.
Aus den letzten Ernten ausgewählt und mit einemVorspruch dargebracht
von
Fritz Droop.
Mit einem Bildnis Otto Julius Bierbaums.
Leipzig
Druck und Verlag von Philipp Reclam jun.
Von Zeit zu Zeit tut uns das Lachen not, das Lachen, dasüber den Alltag erhebt, die Freude, die uns stärkt und befreit;es gibt keinen besseren Arzt auf der Welt als den Humor,keinen besseren Führer durchs Leben als die Lebensfreude!
In der Erkenntnis dieses Grundsatzes ruht die BedeutungOtto Julius Bierbaums, und wenn irgend etwas die Hoffnungstärken kann, daß wir wieder einer gesunderen künstlerischen Zeitentgegengehen, so ist es der Umschwung der öffentlichen Meinungzugunsten eines Liliencron, Bierbaum und Hartleben. Dennnicht immer war man so »tolerant«, und noch trennen unskeine zwei Jahrzehnte von der Zeit, da man weder von demeinen noch dem andern etwas wußte oder wissen wollte. Aberein ungebärdiger Überschwang und eine brausende Zuversicht zusich selbst gab diesen Dichtern die Kraft, sich durchzusetzen. Sieschlugen, wie Bierbaum in einem Aufsatz über Liliencron sicheinmal ausdrückt, wie die Fohlen auf der Weide aus und vermiedenes, artiger zu scheinen, als ihnen zumute war. Aufbürgerliche Reputation kam es ihnen durchaus nicht an, undsie empfanden es als eine große Genugtuung, wenn man mitdem Finger der Entrüstung auf sie hinwies als auf zügelloseFrevler gegen alle Ordnung und Sitte. »Der allerorten gegenuns erhobene Schulmeisterbakel machte uns nur noch verwegenerund vergnügter, und der Umstand, daß alle Argumente gegenuns schließlich darauf hinausliefen, uns unsere grüne Jugendvorzuwerfen, ließ uns eben diese, die wir als unseren Vorzug[4]empfanden, erst recht auftrumpfen.« Sie nannten sich Realisten,waren aber weltfremde Feinde der Realität, Idealisten vomreinsten Wasser, mit so großer Vorliebe sie auch die Kunstmitteldes Naturalismus anwandten, um als Gegensatz zum Bildeihrer Sehnsucht, das rechtschaffen verschwommen war, ein Bildder »Wirklichkeit« zu machen, von der sie in Wirklichkeit nochbitter wenig Ahnung hatten. Es waren jene übermütig lebensfrohenGesellen, wie Bierbaum sie in dem jüngst erschienenenVersbuch »Maultrommel und Flöte« so trefflich zeichnet, indemer sie als »junge Götter in Hemdsärmeln« singen läßt: