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Der Gehülfe

Roman
von
Robert Walser


Verlag von Bruno Cassirer
Berlin

1Eines Morgens um acht Uhr stand ein jungerMann vor der Türe eines alleinstehenden, anscheinendschmucken Hauses. Es regnete. »Es wundertmich beinahe,« dachte der Dastehende, »daß icheinen Schirm bei mir habe.« Er besaß nämlich inseinen früheren Jahren nie einen Regenschirm. Inder einen nach unten grad ausgestreckten Handhielt er einen braunen Koffer, einen von den ganzbilligen. Vor den Augen des scheinbar von einerReise herkommenden Mannes war auf einem Emailleschildzu lesen: C. Tobler, technisches Bureau. Erwartete noch einen Moment, wie um über irgendetwas gewiß sehr Belangloses nachzudenken, danndrückte er auf den Knopf der elektrischen Klingel,worauf eine Person kam, allem Anschein nach eineMagd, um ihn eintreten zu lassen.

»Ich bin der neue Angestellte,« sagte Joseph,denn so hieß er. Er solle nur eintreten und hier,die Magd zeigte ihm die Richtung, nach unten insBureau gehen. Der Herr werde gleich erscheinen.

2Joseph stieg eine Treppe, die eher für Hühnerals für Menschen gemacht schien, hinunter und tratrechter Hand ohne weiteres in das technische Bureauein. Nachdem er eine Weile gewartet hatte, gingdie Türe auf. An den festen Schritten über diehölzerne Treppe und am Türaufmachen hatte derWartende sogleich den Herrn erkannt. Die Erscheinungbestätigte nur die vorausgegangene Gewißheit,es war in der Tat niemand anderes alsTobler, der Chef des Hauses, der Herr IngenieurTobler. Er machte ziemlich große Augen, er schienärgerlich zu sein und war es auch.

»Warum,« sagte er, Joseph strafend anblickend,»kommen Sie denn eigentlich heute schon? Ich habeSie doch erst für Mittwoch bestellt. Ich bin nochgar nicht soweit eingerichtet. Haben Sie's so eiliggehabt? Wa?«

Für Joseph hatte dieses Weglassen des Schluß-sam Was etwas Verächtliches. So ein verstümmeltesWort klingt ja auch nicht gerade wie einefreundliche Liebkosung. Er erwiderte, daß man ihnim Stellenvermittlungsbureau darauf aufmerksamgemacht habe, daß er heute, Montag früh, anzutretenhabe. Wenn das ein Irrtum sei, so bitteer um Entschuldigung, er aber könne wahrhaftignichts dafür.

3»Sieh da, wie höflich ich bin!« dachte der jungeMann und mußte innerlich unwillkürlich über seinBetragen lächeln.

Tobler schien nicht geneigt, sofort entschuldigenzu wollen. Er redete noch einige Male um dieselbeSache herum, wobei sein ohnehin roter Kopfempört zu erröten begann. Er »begriff« nicht, esnahm ihn dies und jenes »Wunder«, schließlich,nachdem sich sein Erstaunen über den vorgekommenenFehler beruhigt hatte, meinte er zu Josephschräg hinüber, er könne dableiben.

»Fortschicken kann ich Sie ja jetzt doch nichtmehr.« – »Haben Sie Hunger?« setzte er hinzu.Joseph bejahte ziemlich gleichmütig. Er wundertesich aber sogleich über die Ruhe seiner Antwort.»Vor einem halben Jahr noc

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