MICHAIL KUSMIN
TATEN DES GROSSEN
ALEXANDER
MÜNCHEN 1910
HYPERION-VERLAG HANS VON WEBER
VALERI BRJUSSOW
IN ERGEBENHEIT ZU EIGEN
Verwirrter Wogenwall ist abgeprallt
An Felsen, ragend in die Ewigkeit.
Leicht fliegt der Aar vor mindrem Schütz gefeit. —
Er folgt wohl immer dem Gebot: »Mach halt!«
Ruhmvolle Schwerter sind zum Kampf bereit
Im Ruf des Horns das unermüdlich schallt.
Beraubt der Kraft knirschen zu Hauf geballt
Rachgierige Feinde in der Dunkelheit.
Jäh stampft ein Pferd, das wild im Zügel schnaubt:
Unrüstiger Knab, entehrst Bukephalos!
Sehre die Grenzen, hin zur Tat, aufs Roß,
Singe von Königsflügen, ruhmbelaubt.
O stoß ins Horn, zeig uns der Feinde Troß
Wund dir zu Füßen. — Stimmlos. — Ohne Haupt!
Michail Kusmin.
EINGANG. Einige werden zu Preisund Rühmen geführt durch die Tugendkraftihrer geliebten Helden, dieanderen — durch die kriegerischenTaten; die dritten durch deren Weisheit,viertens endlich manche durchwundersame Begebungen und Zeichen.Aber in Ordnung aller Heldennamender vergangenen oder näherenJahrhunderte kann man niemand finden,in dem alle diese Gaben sich sowunderbar einten, wenn nicht denGroßen Alexander. Ich erkenne dieganze Schwere über ihn zu handeln,nach jener Reihe erlauchter Namen,angefangen von dem in Ewigkeit gedenkwürdigenKallisthenes, dem JuliusValerius, Vincenz von Beauvais,Gualterius de Castilione bis auf dendeutschen Lamprecht, Alexander vonParis, Pierre de Saint-Cloud, Rudolfvon Ems, dem trefflichen Ulrich vonEschinbach und dem unbesieglichenFirdusi; doch mein Wunsch, im Gedächtnisder Menschen den unauslöschlichenRuhm des Makedonierszu erneuern, als zu erleichtern meinevon Entzücken übervolle Seele, zwingtmich, zu tun wie die Pilger, die, Verseder Gebete murmelnd, sich nicht diesabsinnen: von welchen großen Heiligenjene Gesänge erdichtet seien.
VOM KÖNIG NEKTANEB INÄGYPTEN. In dem alten Lande derÄgypter lebte ein König Nektaneb,der nicht allein durch das königlicheBlut, sondern auch durch die Weisheitund durch die großen Kenntnisseder Magie und Sternendeutung ausgezeichnetwar. Seine Heere trugen stetsden Sieg davon, doch wußte niemand,daß während der Schlacht der Königdurch Zauberei den Ausgang derKämpfe vorbestimmte. Insgeheimeingeschlossen hüllte er sich in Priesterkleid,nahm einen Stab und machteaus Wa